Medien

Ein Pony zum glücklich sein

28. August 2012, 09:36

 

 

Die 13-Jährige Melissa Feldmann wird zweifache Schweizermeisterin

 

Wer an diesem Wochenende die Schweizermeisterschaften im Westernreiten besuchte, lernte den Reitsport von einer komplett anderen Seite kennen. Kaum anderswo bei Reitturnieren sind Pferd und Mensch so vereint wie im Westernreiten. Obwohl auch das Westernreiten viel Training, Geduld und Ausdauer verlangt, ist der Sport ein Freizeit- und Hobbysport geblieben. So soll es auch sein. Die grosse Western-Familie vereint die Liebe zum Pferd und das gemeinsame Erlebnis zu einem jedes Mal unvergesslichen Wochenende. Die 13-Jährige Melissa Feldmann hat in Fehraltorf in Sekundenschnelle das Publikum und die Fachleute begeistert. Mit ihrer Show brachte sie genau das auf den Punkt, wovon die meisten Menschen nur träumen können - das Glücklichsein im Leben ist viel wichtiger als alles andere. Text und Fotos Marcel Krebs. Titelbild Melissa Feldmann beim Einreiten mit ihrem 18-Jährigen Pony Zina, ein Pony mit Haflinger-Araber und Isländerblut.

Die 13-Jährige Melissa Feldmann hat zwei Schweizermeister Titel gewonnen. Mit ihrer Art hat sich Melissa längst vor ihren Siegen in die Gunst des Publikums geritten. Sie, die Schülerin hat mit ihrem Pony eine fehlerfreie Leistung gebracht. Die Geschichte wäre aber keine Geschichte, wenn sie nicht einen ganz speziellen Hintergrund hätte.

Familie Feldmann war wie immer auf einem Hof in Deutschland in den Reitferien. Und immer wurde bei dieser Gelegenheit von Feldmanns Kindern das kleine, zärtliche Pony zum Ausreiten ausgewählt. Es gehörte damals schon, ganz einfach dazu. Die Besitzerin entschied sich dann nach Amerika auszuwandern. Ja, noch viel schlimmer, sie dachte daran das Pony zu verkaufen. Für Melissa und ihre Schwester wäre es förmlich eine Katastrophe gewesen. So lag es auf der Hand, das Vater Feldmann sich kurzerhand entschloss, das Pony zu kaufen und mit nach Hause zu nehmen.

Mein Name ist Zina

Zina, so hiess das Pony, war sich aber nur gewohnt weite Strecken geradeaus zu laufen. Endurance nannten sich die Trails. Die Kinder der Feldmanns wollten aber, dass Zina richtig Westernschulung machte. Dass gerade Zina so schell und so grossartig lernte, daran hätte damals niemand gedacht. Die Ausbildung dauerte aber dann schon so 6 Jahre, bis das Pony so weit war, wirkliche Westernparcours zu laufen.

Von ungefähr kamen die Wünsche von Robin-Lisa und Melissa nicht. Ihre Mutter selbst eine aktive Westernreiterin machte ihnen den Sport schon von kleinauf schmackhaft. Wo Begeisterung bekanntlich einmal Einzug gehalten hat, ist sie nicht mehr wegzudenken.

Der amerikanische Meistertrainer Ben Fisher und die Schweizer Meistertrainerin Simon Reiss schulten das herzige Pony und dazu natürlich auch Melissa und ihre Schwester. So ist die wohl herzigste Schweizer Ponygeschichte entstanden, über die man ein Buch schreiben könnte.

Heute kann man es kaum glauben, blickt man auf den Anfang dieser Geschichte zurück. Melissa Feldmann war nach ihren heutigen Siegen ganz einfach nur glücklich. Ihre perfekte Leistung ist natürlich auch auf der eindrucksvollen Leistung von Zina zu verdanken.

Der Unterschied von Westernreiten zum englischen Reiten

Während beim herkömmlichen Reiten vor allem mit den Zügeln gearbeitet wird, werden beim Westernreiten die Zügel lose gehalten und die Impulse nur mit den Beinen und Füssen gegeben, d.h so wird dem Pferd die Richtung und den betreffenden Gang anzuzeigen. Dies bedingt aber viel Gefühl und grosses Einfühlungsvermögen zum Pferd. Optisch wären dann noch das spezielle Zaunzeug und der Sattel sowie die Kleidung der Reiterin oder des Reiters.

Unter strengen Augen von Ben Fisher - Melissa im Final

Vor dem Start zur entscheidenden Prüfung gab Ben Fisher Melissa noch entscheidende Tipps. "Ich sagte ihr auch, dass sie nicht zu weit vorausschauen sollte, sondern mit dem Pferd die Prüfung absolvieren soll." Fisher, der über ein enormes Fachwissen verfügt, hat die Geschwister Feldmann schon lange unter seinen Fittichen. Auf die Frage, wer denn beim lernen länger hätte meinte Ben Fisher, dass das Pferd es meistens schneller Kappiere. "Pferde sind sehr intelligent, brauchen aber auch ihren Meister oder ihre Meisterin täglich ganz nah zu spüren. Pferde brauchen Zärtlichkeiten und viel Liebe.

Ben Fisher wuchs in einer Familie auf, die immer Pferde auf dem eigenen Hof hatte. Später wurde er Profireiter und dann Meistertrainer. Sein Weg in die Schweiz führte ihn von Amerika ins Luzernische, zu seiner Tante. Hier lernte Fisher auch perfekt Schweizerdeutsch. Er ist heute ein begehrter Lehrer und Reitstunden sind bei ihm nur schwer zu bekommen. "Ich reise meistens den verschiedensten Reitställen nach und unterrichte dann den ganzen Tag."

Eine grandiose Idylle und ein tolles Fest

Die diesjährigen Schweizermeisterschaften dürften in die Geschichte der langjährigen Westernreitmeisterschaften eingehen. Dies die Meinung langjähriger Besucher und Mitgliedern. Perfekt organisiert mit einem glitzernden Glanz amerikanischem Lifestyles. Man ist sich aber auch bewusst, dass Westernreiten in der Schweiz eine Randsportart ist, allerdings eine, die besonders ist. OK Präsident Ewald Feldmann strahlte denn auch über sein ganzes Gesicht. Für ihn, den Manager, der Jahr aus Jahr ein ein Imperium von Firmen führt, ist stolz darauf, was bisher erreicht worden ist. Ohne aber die Mithilfe vieler Freiwilliger und die Gabe treuer Sponsoren, wäre ein solcher Anlass überhaupt nicht möglich. Dennoch wäre es ihm lieb, wenn er sein Hobby wieder als Hobby betreiben könnte, um auch mal am Turnier mitzureiten. "Im Moment sind es mit dem Beruf zusammen leider nur 15 Stunden Arbeitstage."

Irgendwie hat man in den paar Stunden am Turnier einen wirklich erholsamen Sonntag verbracht. Die Eleganz der Pferde, das tolle Outfit der Reiterinnen und Reiter und der warme Applaus der Zuschauer hat einem einen wunderschönen Sonntag beschert.

www.sm-western.ch/resultate-2012/ (ALLE RESULTATE)

Double C Ranch
Birchstrasse 36
8542 Wiesendangen
 feldmann@feldmann.ch